Jeunesse - das Abenteuer Musik

Als Oberstufenschüler erlebte ich einen begeisternden Klavierabend, zu dem mich mein damaliger Musikerzieher am Türsteher vorbei in den Saal schmuggelte. Vielleicht war ich von dem Abend auch so fasziniert, da der Pianist ein Werk interpretierte, das ich selbst gerade vorbereitete. Damals kam es zu einer ersten Begegnung mit der „Jeunesse“, die mich von da an bis heute als inspirierende und faszinierende Quelle von musikalischen Erlebnissen begleitet.

Woher kommt der Name „Jeunesse“?
Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges organisierte der Generalmusikdirektor der Brüsseler Philharmonie Jugendkonzerte, die schließlich 1946 zur Gründung der „jeunesse musicale“ führten, gedacht als Friedensprojekt, um Jugendlichen angesichts der Schrecken des Krieges Momente der Freude und Ausblicke auf eine zukünftig bessere Welt zu bringen.

Die Macht der Musik – des Musikhörens, aber auch des eigenen Musizierens Jugendlicher – erfasste damals viele Menschen und bereits 1949 begeisterten die Wiener Symphoniker unter Karl Böhm das junge Publikum im ersten Jeunesse-Konzert Österreichs.

Und heute?
Heute kann sich die Jeunesse mit ca. 600 Konzerten in 22 Orten – einer davon ist die von Dr. Otto Larcher 1985 gegründete Geschäftsstelle Schwaz – als größter Musikveranstalter Österreichs bezeichnen. Waren es zu Beginn vorwiegend klassische Abendkonzerte mit teils international berühmten Interpreten, wurden die Programme im Laufe der Jahre abwechslungsreicher. Musikstile der heutigen Zeit und dem jugendlichen Musikgeschmack entsprechend, wie Jazz, Pop, World Music u.a., gestalten die Konzertabende vielfältiger und wecken damit das Interesse junger Leute auch abseits des digitalen Musikkonsums.

Aber genügt dies, um Jugendliche zu erreichen?
Eine der wichtigsten Weiterentwicklungen der Jeunesse stellt die Einführung altersgerechter Kinder- und Jugendkonzerte dar. Musik spielt in der frühkindlichen Persönlichkeitsentwicklung nachgewiesenermaßen eine bedeutende Rolle. Die Begegnung mit qualitätsvoller Musik prägt den Musikgeschmack von Kindern und bildet damit die Basis für ein Kulturverständnis. Je früher diese gelegt wird, desto nachhaltiger wirkt sie. Schon bald beschäftigte sich die Jeunesse daher mit der Produktion altersgerechter Formate für die Jüngsten (bis 3 Jahre), für das Kindergartenalter und für die Volksschulzeit. Die Offenheit und Toleranz dieser Altersgruppen verschiedensten Musikgenres gegenüber bieten die Möglichkeit, den Kindern ohne Vorbehalte alle Arten von Musik nahe zu bringen.
Spätestens mit Eintritt in die Pubertät ändern sich die Vorstellungen von jungen Menschen, mit welcher Art von Musik sie sich beschäftigen wollen oder wovon sie sich faszinieren lassen, sehr stark. Der Zugang zum „etablierten Konzert“ wird kaum akzeptiert, umso bedeutender sind spezielle Jugendprogramme mit hohem Qualitätsanspruch. Auch die Jeunesse Schwaz erkannte die Chance, Kinder und Jugendliche mit Schulkonzertangeboten als Publikum „von morgen“ zu gewinnen.

2002 fanden die ersten Konzerte für Volksschüler/innen statt. Programme für die 1./2. bzw. für die 3./4. Klassen, entsprechend ihrem intellektuellen und emotionalen Entwicklungsstand, begeistern die Kinder.
Problematischer stellt sich die Musik- und Kulturvermittlung der 10- bis 14-Jährigen dar. Gerade aber diese Gruppe sollte von der Jeunesse erreicht werden, da sie vielfach nur von kurzlebigen, oft wenig qualitätsvollen Musikszenen beeinflusst wird und Konzertangebote kaum wahrnimmt. Um ein passendes und interessantes Angebot für Jugendliche zu finden, beauftragt die Jeunesse Künstler/innen, mitreißende Konzepte für diese Altersgruppe zu erstellen und diese den Schwazer Schulen in zwei Konzerten pro Saison anzubieten.
Ein wichtiger Blick der Jeunesse gilt auch der Förderung und dem Coachen von jungen, talentierten Musiker/innen. Dazu wurde das neue Konzertformat „Start Up!“ geschaffen! In Vorkonzerten können junge Künstler/innen erste wichtige Erfahrungen im Konzertbetrieb machen und sich mit eigenen Programmen vor Publikum präsentieren.
Keine Vorkonzerte benötigten Altpauliner, die in den letzten Jahren das Jeunesse-Publikum begeisterten. Der Pianist Thomas Larcher, der Trompeter Franz Hackl, Stefan Schwarzenberger mit seinem Schlagzeugensemble „Next Step“, Philipp Moll mit „Jütz“ und der Gitarrist Lukas Thöni überzeugten musikalisch und bereiteten mir als ihrem ehemaligen Lehrer viel Freude.
Nicht nur junges Publikum, sondern alle Altersgruppen spricht die Jeunesse an, und somit ist es über 36 Saisonen hinweg gelungen, vielen Kulturinteressierten und Musikbegeisterten erfüllende und faszinierende Konzerterlebnisse zu bescheren.

Und die Zukunft der Jeunesse Schwaz?
Eine Weiterführung der Jeunesse-Konzerte in Schwaz wird maßgeblich davon abhängen, ob das Interesse des Publikums und die Ressourcen dafür vorhanden sind, aber auch davon, ob die engagierte Jugendarbeit von den Schulen unterstützt wird.
Wir, die Jeunesse Schwaz, planen bereits die kommende (hoffentlich ungestörte) Saison 2021/2022 und hoffen, dass viele Menschen aller Altersgruppen unsere Begeisterung für Musik in den Konzerten der Jeunesse teilen werden.


Elisabeth und Hermann Schopper

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