Pauliner im Ausland

Ich denke, ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass ich schon als Kind eine kleine Weltenbummlerin war. Gleich nach der Matura, vor fast vier Jahren, habe ich mich deswegen dazu entschlossen, ein Bachelorstudium in Business & Management am MCI in Innsbruck zu belegen – besonders da ich bereits im Vorhinein wusste, dass ich im Zuge des Studiums die Chance haben würde, meine Ausbildung im Ausland zu verfeinern. Und so war es dann auch. In meinem fünften Semester konnte ich einige Kurse an einer Partneruniversität in Sydney, Australien, belegen und somit fünf Monate in Down-Under verbringen. Drei Wochen nach meinem Aufenthalt in Australien reiste ich nach Island weiter, in die Hauptstadt Reykjavik, um ein dreimonatiges Praktikum in der Personalabteilung einer isländischen Firma anzutreten, in der ich das Wissen, das ich mir im Zuge meines Studiums angeeignet habe, endlich praktisch anwenden konnte.

Ich weiß, dass diese Aufzählungen so klingen, als wäre ich einfach in den Flieger gestiegen und durch die Weltgeschichte gereist. Die Wahrheit aber ist: Ganz egal, wie oft man so ein Abenteuer auch angeht, man ist trotzdem jedes Mal aufs Neue nervös. Oder wenigstens war ich es jedes Mal. Da mein gesamter Bachelor-Studiengang komplett auf Englisch gehalten wurde, hatte ich wenigstens keinerlei Probleme, mich auf Englisch zu unterhalten beziehungsweise auf Englisch zu arbeiten, was meine Nervosität etwas gelindert hat.

Wenn man mich fragen würde, was der schönste Teil an Auslandsaufenthalten ist, würde ich wohl behaupten, dass es die Chance ist, etwas Neues zu entdecken und Aufregendes zu erleben. Das macht irgendwie süchtig. Selbst dann, wenn man sich einmal in einem Land wiederfindet, das gar nicht so ist, wie man sich das vorgestellt hat. Und genau deswegen geht meine Geschichte auch noch weiter – und zwar in Irland. Im September 2019 bin ich nach Dublin gezogen, wo ich momentan am Trinity College in Dublin an meinem Masterabschluss in Human Resource Management (Personalmanagement) arbeite. Mich in Irland einzuleben, war eine ziemlich einfache Sache. Die Iren sind ein sehr gemütliches, offenes Volk und betrachten Fremde und Ausländer eher mit Neugierde als mit Misstrauen. Dass es zusätzlich so viele andere Ausländer in Dublin gibt (dank der großen Universitäten und internationalen Firmen), macht die Sache sogar noch einfacher. Immerhin befinden sich in der Hinsicht alle in der gleichen Situation – alle wollen Leute kennenlernen und Anschluss finden. Und das war auch nicht schwer.

Momentan bin ich nicht in Irland. Das Coronavirus hat mich, wie viele andere Expats, nach Hause beordert. Aber das ist schon in Ordnung. Ein weiterer Punkt an Auslandsaufenthalten ist nämlich der Folgende: Jedes Mal, wenn man wieder nach Österreich zurückkommt, wird einem bewusst, wie sehr man die Heimat und seine Familie und all seine Freunde vermisst hat, und das macht jede Heimkehr zu etwas Besonderem. Und außerdem weiß ich, dass Irland nicht das letzte Land war, das ich unsicher machen werde. Ein neues Abenteuer wartet schon auf mich.
Ganz sicher.


Anna Ingram, MJ 2016

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