Der in der gesellschaftlichen Debatte dominierende Begriff der Glaubenskrise beschäftigt seit Jahren Klerus, Theologen und Laien und schwingt einher mit den massiven Kirchenaustritten im westlichen Raum. Schwierig genug, diese äußerst drängende Thematik innerhalb eines Textes zu bearbeiten und Gedanken zur Veränderung anzuregen. Ist die sogenannte Glaubenskrise der Anfang vom Ende der Kirche? Ein Blick auf unsere gegenwärtige Weise, den Glauben zu praktizieren.
Schon in der Heiligen Schrift sehen wir Zweifel. Sogar unter den Aposteln Jesu „kriselt“ es. Im Matthäusevangelium zweifelt Petrus, der sich gerne als den Ersten der Zwölf voranstellt, an der Kraft Gottes und droht im See Genezareth unterzugehen, bis Jesus ihn rettet und für seinen Unglauben tadelt. Aber nicht nur Petrus, sondern vor allem der Apostel Thomas ist als Zweifler bekannt.
Woher kommt der heutige Zweifel? Natürlich können wir mehrere einfache Auslöser dieser Krise identifizieren. So zählen neben Debatten um den Zölibat der Priesterschaft, die Frage um das Weiheamt der Frau oder die Notwendigkeit des Kirchenbeitrags zu den populären Faktoren für Abfall vom Glauben und die darauffolgenden Kirchenaustritte. Dabei hört man oft bespielhafte Aussagen, dass man auch ohne die Kirche an Gott glaube und den Glauben allein praktizieren könne. Diesen Meinungen über die Praxis des christlichen Glaubens muss aber entschieden entgegengehalten werden. Wer sich einen christlichen Glauben allein zusammenwürfelt, hat Christus und seine Botschaft in keiner Weise verstanden und ist in Gefahr, in den Extremismus abzurutschen. Folgend wollen wir über diesen Fehler sprechen.
Seit einigen Jahrzehnten ist bemerkbar, dass die katholische Glaubenspraxis stark im Rückgang ist. Gründe dafür sind einerseits eine schwache katechetische Lehre. Dazu zählt auch der Religionsunterricht, der immer mehr politisch-ideologisch angefeindet wird und dringend die volle Unterstützung einer Bildungseinrichtung, wie es das Paulinum darstellt, benötigt. Andererseits sehen wir eine aufstrebende Religionspraxis, die nicht mehr Gott in den Mittelpunkt stellt, sondern den Menschen selbst. Hier sind wir am Grundproblem angelangt. Die humanistische und aufklärerische Idee der Säkularisierung, die nun in fast allen Bereichen menschlichen und religiösen Lebens angekommen ist, begeht den Fehler der Selbstisolierung des Menschen und fördert die Entwicklung des Egozentrismus, der in zerstörerischer Weise gerade in unserer Zeit seinen Unfrieden auf der ganzen Erde verbreitet und in Krieg und Hass sein trauriges Bild zeichnet. Dabei ist gemeint, dass jedweder christlicher Einfluss auf das menschliche Leben, wie es beispielsweise die Zehn Gebote, die Aufforderung zur Nächstenliebe oder die Lehren der katholischen Kirche sind, abgelehnt und Religion zur Privatsache erklärt wird. Diese Isolierung hat neben dem Verständnis vom Glauben auch in der Liturgie, also in der Art, wie wir beten, wie wir mit Gott sprechen und ihn loben, negativen Einfluss gefunden. Wir befinden uns demnach in einer Zeit, in der der Säkularisierung blind nachgeeifert wird, ohne zu bedenken, dass der Mensch dabei Gott und damit auch seine Bedingtheit und natürlichen Grenzen vergisst. So gerät er Schritt für Schritt aus dem Gleichgewicht und kommt schlussendlich zu Fall.
Was kann Glauben nun konkret verändern? Im Zentrum des Christentums steht die Eucharistie, also der Empfang des gewandelten Leibes und Blutes Christi. Dabei hören wir in der Liturgie die sogenannten Einsetzungsworte Jesu, in denen er uns den Auftrag gibt, Gemeinschaft zu bilden, eine communio (daher auch Kommunion) zu sein. Regelmäßige Praxis des Glaubens, also Gottesdienst feiern, hat die Kraft, Barrieren zwischen Menschen abzubauen, Isolierung zu verhindern und somit auch ganz direkt Frieden zu stiften, dem man sich nicht ohne Grund während einer Messe gegenseitig zuspricht.
Diese Gemeinschaft kann bspw. am Weltjugendtag erlebt werden, an dem sich über 1,5 Millionen junge Gläubige versammeln und Gott für seine Schöpfung loben.
Was vielen Menschen fehlt, ist, den christlichen Glauben tiefer kennenlernen zu können, als sie ihn gegenwärtig praktizieren. Um das zu ändern und somit zu begreifen, was wirklich hinter der Botschaft Christi steckt, ist unter anderem guter Religionsunterricht, Stütze und Halt durch Mitchristen und auch die persönliche Bereitschaft nötig, um tiefgreifende Glaubenserfahrungen zu machen, die einen Menschen fundamental verändern, Gott nicht vergessen lassen und dem Menschen ein Leben im Gleichgewicht ermöglichen.
Manuel Hausberger (MJ 2019)