Das Theater und ich

Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, wie genau ich in die Welt der Schauspielerei und des Theaters gestolpert bin. Ich weiß nur, dass ich mich plötzlich mittendrin befand.

Eine der ersten Aufführungen, in denen ich mich auf der Bühne wiederfand, waren die U21 Produktionen des „Steudltenn“ in Uderns, im Zillertal. Mit 14 Jahren genoss ich meine ersten Schritte auf der großen Holzbühne in vollen Zügen. Das Gefühl, im Rampenlicht zu stehen und etwas darzustellen, erweckt in mir jedes Mal aufs Neue ein Gefühl der Freiheit. Die Freiheit, sich vom eigenen Selbst loszulösen und alles sein zu können, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Auch im Paulinum engagierte ich mich unter der Leitung meines Latein- und Griechisch-Professors, Erich Thummer, im Kellertheater. Hier stellten wir jährlich für den Tag der offenen Tür verschiedene Stücke auf die Beine und waren auch ein Teil der Carmina Burana im Rahmen der 90-Jahre-Paulinum Feier. Die Euphorie wuchs und als ich im Alter von 15 Jahren auf einen Artikel in der Zeitung stieß, der für einen Theaterworkshop warb, war mir sofort klar, dass ich dort dabei sein musste. Der Workshop wurde von Markus Plattner geleitet und fand in Zusammenarbeit mit Felix Mitterer und seinem Stück „Silberberg“ in Schwaz statt. Meine nächste Haltestelle war das „Theater im Lendbräukeller“, das ich dank meinem bisher wichtigsten Mentor, Markus Plattner, kennenlernte. Dieses Theater stellt für mich bis zum heutigen Zeitpunkt den wichtigsten Abschnitt meines Lebens im Zusammenhang mit der Theaterkunst dar. Ich bekam dort Einblicke in die verschiedensten Facetten des Theaters: von Schauspielarbeit, Licht- und Tontechnik bis hin zu Werbeaktivitäten und zur Zusammenarbeit mit anderen Theaterhäusern. Die Tätigkeit im Theater „Lendbräukeller“ hat mich sehr geprägt und hat mir auch immer wieder aufs Neue bewiesen, dass – egal wie nervenaufreibend oder zeitintensiv diverse Arbeiten auch sein können – dieser Weg der richtige für mich ist. Auch in schwierigen Zeiten meiner Jugendjahre (in denen ich ja immer noch stecke) hatte ich im dort stets einen Ort, um meine Emotionen zu verarbeiten: einerseits in den verschiedenen Rollen, die man auf der Bühne annimmt, andererseits stärkte mich auch der Zusammenhalt der Lendbräukeller-Familie selbst. An dieser Stelle muss ich auch meinen ständigen Begleiter und ersten Ansprechpartner im Lendbräukeller, Simon Fankhauser, erwähnen: Simon und ich besuchten bereits zusammen die Volksschule und im „Theater im Lendbräukeller“ kreuzten sich unsere Wege erneut. Ohne ihn wären die vielen Probentage und -nächte nur halb so unterhaltsam und durchstehbar gewesen.

Auch in anderen Stationen meines Lebens bereicherte mich meine Theater- und Bühnenerfahrung. 2018 nahm ich am Bundesjugendredewettbewerb teil. Mit meinem Thema „Alles hat seine Zeit“ konnte ich mich auf der Bühne am Rednerpult beweisen. Ohne meine zahlreichen Bühnenauftritte zuvor hätte ich diese Aufgabe wahrscheinlich nicht derart souverän meistern können. Auch später begleitete mich meine Redewettbewerbserfahrung noch länger, da ich im Jahr 2019 im Paulinum in der Schulausscheidung sowie auch in Innsbruck bei der Landesausscheidung ein Teil der Jury sein durfte. Zwei Jahre und zahlreiche Erfahrungen später begannen nun die Probearbeiten für Felix Mitterers „Silberberg“. Auch ich bekam eine Rolle und freute mich über allen Maßen, ein Teil von diesem Projekt sein zu dürfen. Leider kam es schlussendlich nicht dazu. Die intensivsten Probearbeiten fielen in mein Maturajahr und es war an der Zeit für mich, Prioritäten zu setzen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Schule, Theater und Arbeit immer unter einen Hut bringen können, doch nun musste ich Kompromisse finden. Dieser Kompromiss beinhaltete, dass ich meine Rolle aufgeben musste, doch als Regieassistenz für die Kindertruppe des Stücks aktiv blieb.

Im Sommer dieses Jahres musste ich aufgrund meines Umzugs nach Wien Abschied vom „Theater im Lendbräukeller“ nehmen, doch ich hoffe natürlich, dass dieser Abschied noch nicht endgültig ist. Einen Abschied von der Schauspielerei und der Theaterarbeit an sich habe ich jedoch nicht im Sinn. Mit meinem Studiengang Theater-, Film- und Medienwissenschaft hoffe ich, noch viele weitere Erfahrungen in diesem Berufsfeld machen zu dürfen, und bin gespannt, was die Zukunft noch an Rollen und Charakteren für mich bereithält.


Valentina Leitinger, MJ 2019

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