Mein ganz persönlicher Asien-Reisebericht

Was kommt euch als erstes in den Sinn, wenn ihr an Asien denkt?

  • Billig Urlaub machen
  • geschmacksintensive tropische Früchte
  • kleine Menschen
  • lachende AsiatInnen
  • der Smog der Städte
  • Entspannen unter Palmen und Co.

Dies alles kann ich aus eigener Erfahrung schon einmal bestätigen. Genaueres folgt natürlich gleich. Aber vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, wie denn gerade ich nun dazu komme, einen Bericht über Asien zu schreiben.
Nach der Matura wollte ich die große weite Welt erkunden. 7 Monate, 8 Länder – das war der Plan. Im asiatischen Raum durfte ich Eindrücke in Singapur, Thailand, Kambodscha, Vietnam, Hongkong und auf den Philippinen sammeln. Und genau über diese Zeit werde ich euch nun berichten.

Allgemein kann man sagen, dass das Leben vor Ort wirklich sehr billig ist. Sogar als Backpacker konnte man leben wie ein König. Fast vier Monate lang musste ich mir nicht überlegen, was ich einkaufen muss und was ich kochen will. Das „Street Food“ war ein Traum. Anfangs war ich noch etwas zurückhaltender und unsicher bezüglich der hygienischen Gegebenheiten auf den Straßenmärkten, aber das legte sich bald. Man würde auch wirklich etwas sehr Typisches versäumen, wenn man sich aufgrund hygienischer Gründe davon abhalten lassen würde, „Street Food“ zu essen. Dennoch kann es ratsam sein, sich nicht bis ins Detail zu überlegen, wo, wie und unter welchen Bedingungen dein Essen gekocht wurde.

Es gibt so viel zu entdecken, so viele Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten, Abenteuer zu erleben, dass ich teilweise gar nicht weiß, was ich euch alles erzählen soll. Was ich z.B. total cool fand, war die Flexibilität und Mobilität, die man hat, wenn man sich ein Moped ausleiht. Teil des Verkehrs in Asien zu sein, ist ein Spektakel für sich. Auf die Schnelle würde ich nicht einmal mehr sagen können, ob Rechts- oder Linksverkehr herrscht, da es einfach ein totales Chaos ist. Mit der Zeit mag man vielleicht das System im Chaos finden, aber es ist und bleibt in unseren Breitengraden unvorstellbar. Dass sie zu dritt oder zu viert am Moped sitzen, kommt dir nach einer gewissen Zeit gar nicht mehr komisch vor. Auch Hunde am Moped (ohne Korb oder Ähnliches) waren keine Seltenheit. Etwas angespannt war ich schon, als ich das erste Mal in diesem Chaos selbst Moped fahren sollte. Aber man ist ja bemüht, sich anzupassen.

Mag ja alles ganz witzig klingen, dennoch ist zu sagen, dass es schon auch recht gefährlich ist. Mopedunfälle stehen an der Tagesordnung und auch ich blieb nicht verschont davon. In diesem Zusammenhang hatte ich dann noch gleich die Möglichkeit, die große Spannbreite der Krankenhausstandards kennenzulernen. Ich hatte zugegebenermaßen schon etwas Bammel, nicht adäquat versorgt zu werden. Die Ameisenstraße durch das Krankenhaus und lediglich dünne Vorhänge zwischen den Patienten waren etwas gewöhnungsbedürftig. Beim Betreten des Behandlungsraumes sah man die Verletzungen der anderen und danach konnte bzw. musste man mithören, wenn sie während der Behandlung ihren Schmerz zum Ausdruck brachten. Als ich meine Wunde zum letzten Mal – diesmal an einem anderen Standort – versorgen lassen wollte, brachte mich ein TukTuk-Fahrer (auch typisch asiatisch) zum naheliegendsten Krankenhaus. Keine zwei Minuten war ich dort und mir wurde klar, dass ich besser dran bin, wenn ich mich gar nicht behandeln lasse. Bevor ich überhaupt eine Krankenschwester oder einen Arzt antraf, schreckte es mich ab, wenn ich über die Hygiene nachdachte, die Leute am Boden liegen sah, sie leiden sah. Von Umständen dieser Art hatte ich zwar mal gehört, aber wenn man es dann selber erlebt, ist es doch noch einmal ganz etwas anderes. So weit, so gut zu meiner Gruselgeschichte. Wie alles hat auch diese Erfahrung gute Seiten. Ich lernte viele Leute kennen, rein dadurch, dass ich mit Verband herumgelaufen bin. Manche zeigten mir ihre Narbe von ihrem Mopedunfall oder fragten, was passiert sei und ob ich etwas brauchen würde.

Allgemein fand ich es sehr einfach, in Asien Leute kennenzulernen. Die „locals“ waren sehr offen und freundlich und viele Reisende freuten sich über Gesellschaft. Geschlafen habe ich auch oft in Hostels in großen Schlafsälen und allein dadurch lernt man schon viele Leute kennen. Mal machte man Ausflüge mit den neu gewonnenen Freunden, mal verliert man sich in Gesprächen, mal genießt man einfach die schöne Landschaft und ist dankbar für den Moment. Die unglaubliche Offenheit füreinander fand ich sehr schön erleben zu dürfen.
Stellt euch vor, ihr trefft eine/n eurer „travel-mates“ drei, vier oder sogar fünf Mal an verschiedenen Orten wieder. Wenn man so weit weg ist von zu Hause, kein wirkliches Daheim mehr hat und Freunde und Familie so weit weg sind, dann wird meiner Erfahrung nach ein Ort schneller zum Zuhause, eine neue Bekanntschaft schneller zum guten Freund.

Erfahrungen wie diese machten meine Reise zu etwas ganz Besonderem. Es gibt so viele spannende Menschen. Deren Geschichten zu hören, die verschiedenen Beweggründe ihres persönlichen Werdeganges kennenzulernen und die Vielfalt der Reisegestaltung bzw. Lebensgestaltung faszinieren mich immer wieder.
Das Erleben steht dabei für mich im Mittelpunkt. Ich habe mir vor Reiseantritt vorzustellen probiert, wie es denn wohl sein wird und worauf ich mich vorbereiten soll. In das Leben vor Ort dann einzutauchen, es wirklich hautnah zu erleben, mitten im Geschehen zu sein und seine eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen zu sammeln, sind dann doch zwei Paar Schuhe. Mein Fazit: Es hat sich allemal gelohnt, mir diese Auszeit zu nehmen, und ich sehe es als eine Bereicherung für meine persönliche Entwicklung.

Reisen ist so etwas Individuelles. Es gibt so viele Möglichkeiten. Vielleicht schwebt dir auch schon etwas vor, was du schon lange Mal machen wolltest. Oder du machst dich einfach auf den Weg, ohne wirklichen Plan.
Es gibt so viel zum Erleben!


Chiara Geir, MJ 2016

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