Rundbrief Ostern 2019 (P. Luis Gutheinz S.J. in Taiwan/ROC)

Dieser Rundbrief 112 versucht wieder das fast Unmögliche, nahezu drei Monate von vielen schönen Erlebnissen auf einer kleinen Seite angemessen zu beschreiben. Es gibt Trauriges, aber auch Lustiges, wie z.B. am 6. Februar 2019 stehe ich – wohl zum ersten Mal in meinem Leben - eine Stunde zu früh auf, ohne es zu merken. Rasch bin ich per Fahrrad vor dem Tor der Paulusschwestern für die Hl. Messe um 6:30h, aber die Tore sind verschlossen. Ich schaue auf meine Uhr, mein Gott, es ist erst 6:00h. Über mich selbst lachend radle ich schnell zurück ins Theologat und setze mich in die Hauskapelle, wo mich im Herbst 1975 JESUS in Seiner dritten Berufung in die Lepra-arbeit sandte, und...JESUS lacht mich an, zusammen mit dem Vater und dem Hl. Geist. Mit jubelnder Freude feiere ich dann Punkt 6:30h, die Tore wurden inzwischen aufgeschlossen, mit den Schwesteran und Freunden die hl. Messe.

Wanderungen und Ausflüge, so am 7. Febuar 2019 bei strahlendem Sonnenschein nach Tanshui und Umgebung, am 9. März mit 61 Freunden auf den Feuerberg bei Miaoi, und am 23. März mit 23 Freunden, Cindy ist auch immer mit dabei, in die Hügelkette bei Fulung, ganz nahe am Pazifik, solche Erlebnisse laden zu einer Meditation ein über das berühmte chinesische Diktum: Tian – Di – Ren Ho Yi (Himmel – Erde – Mensch(heit) in Einheit.

Am 23. Februar 2019 ermahnt uns P. Anselm Grün, O.S.B., unser Leben nicht zu versäumen und im liturgischen Festkreis des Jahres ein „Leben in Fülle“ zu entfalten. Auf dem Heimweg treffe ich in der Metro ein sympatisches junges Ehepaar; der junge Mann sagt, dass er auf den Namen Giovanni in Tainan von P. Johannes B. Chen, Salisianer, getauft worden sei. „Giovanni, P. Chen ist mein sehr guter Freund!“ “Meine Frau Thomasia ist auch von ihm getauft, wir gehen jeden Samstag abends in die Hl. Messe beim Leprosarium, Huilong“. Das darf doch nicht wahr sein, Herr, wir danken Dir für diese Begegnung! Nach einem Monat schickt mir Giovanni ein Foto.

6 Tage später, am 1. März 2019 treffen sich mehr als 10,000 Katholiken, zusammen mit unserem Vizepräsidenten Dr. Franz-Xaver Chen Jian Ren und Kardinal Fernando Filoni, zum 4. Eucharistischen Kongress Taiwans, in der Diözese Chiayi, Douliu. Die ansteckende Glaubensfreude von Tausenden junger Menschen bleibt auch in den mehr als 300 teilnehmenden Priestern als kostbares Geschenk des Eucharistischen Herrn JESUS lebendig.

Besuche von lieben Freunden aus der weiten Welt bringen erfrischende Abwechslung in den anfordernden Alltag:
Am 13. März 2019 stürmt Cecilia Wu (Wu Ruo Wei) jubilierend auf mein Büro. Vor mehr als 30 Jahren spielte sie das Harmonium zur Hl. Messe im Leprosarium. Cecilia bezaubert durch ihre bleibende Frische, auch als Mutter und Herzmitte einer blühenden Familie in Kanada. Und WER kommt für drei Tage nach Taiwan? P. Klaus Väthröder, S.J., Missionsprokurator von Deutschland und Österreich, mit Hauptsitz in Nürnberg, und Frau Katrin Morales, die Geschäftsführerin der S.J. Missionsprokur in Wien, landen am 3. April in Taichung, wo P. John Li Hua, S.J., der frühere Provinzial der Chinesischen Provinz, ein Auto für die kommenden drei Tage bereitgestellt hat. Wir fahren sogleich nach Lugang, vor 100 Jahren die zweitgrößte Stadt Taiwans, so genannt, weil von dort seit der Holländischen Besetzung im 17. Jahrhundert, so die histosischen Daten, mehr als eine Million von Hirchen und Rehen (chinesisch Lu, Gang ist der Hafen) nach Holland ausgeführt wurden. Danach kommen wir etwas verspätet zum Abendessen im Manresa Retreathouse in Changhau, in der Mitte der Insel. Dabei gibt es eine kleine Überraschung: Die Augen von Katrin und Klaus beginnen zu leuchten, als sie neugedruckten Namenskarten mit ihrem chinesischen Namen (Klaus: Fei Le De, Fei Familienname, Le Freude, De Tugend; Katrin: Mo Jia Lin, Mo Familienname, Jia schön, Lin Perle) und den dazugehörigen chinesischen Stempel erblicken. Nach der Hl. Messe im Exerzitienhaus und einem aufbauenden Frühstück gehen wir zum Friedhof der chinesischen Provinz, wo ich den lieben Gästen aus der Heimat Geschichten erzählen darf von Bischof Leopold Brellinger, P. Franz Burkhardt, P. Friedrich Weingartner, P. Anton Lindenbauer, P. Anton Bruckner, P. Georg Kronthaler ... aber die Zeit reicht aus, um alles zu erzählen... wir brechen auf in Richtung Taipei, wo wir um Mittag einen Besuch im Altersheim machen; am Nachmttag und abends hält uns Taipei mit seinem Charm gefangen. Der 5. Mai, der letzte Tag in Taiwan, gilt dem Besuch im Palast-museum, Longshan Temple und Chiang Kai Shek Memorial Hall. Klaus und Katrin, Vergeltsgott für Euren kostbaren Besuch, Wir sehen uns im Sabbatjahr wieder. Und hier nun ein letztes Wort über das kommende Sabbatjahr: Da uns die abschließende Redaktionsarbeit für die Bibelenzyklopädie bis Ende November 2019 festnageln wird, kann das lang ersehnten Sabbatjaht erst im Dezember 2019 beginnen. D.h. so leid es mir tut, muss ich versprochene Termine vor Weihnachten 2019 absagen und auf das kommende Jahr mit 9 Monaten verschieben. Ich freue mich jetzt schon riesig auf ein Wiedersehen mit Euch, ohne Eile, Brücken von Taiwan und China in den Westen zu bauen. Zwei Monate in China, Mitte Juli bis Mitte September 2019, Besuche von Leprazentren, Begleitung von 3 sechstägigen für Priester und einmal sechs Tage für Schwestern, 2 Wochen Vorlesungen, werden mir Material der „ersten Hand“ in die Tasche schieben.

In tiefer Dankbarkeit für Eure Freundschaft, mit besten Wünschen zum Osterfest, Euer Luis Gutheinz, S.J.

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“!

(JESUS: Joh 10,10)